KliGeS II

 

Ansätze zur klimagesunden Prävention und Gesundheitsförderung in Lebenswelten im Sinne des § 20a SGB V und § 5 SGB XI

Forschungs- und Praxisprojekt

 

Hintergrund

2022 wurden durch das explorative Forschungsvorhaben „KliGeS“ (Ansätze für eine klimagesunde Settingprävention) Handlungsempfehlungen für eine klimagesunde Settingprävention herausgearbeitet.
Ein Folgeprojekt "KliGeS II" zur Erprobung von Klimagesundheitsförderung im Setting wurde daher als Praxis- und Forschungsprojekt Anfang 2023 durch den Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) in Auftrag gegeben. 

Das explorative Forschungsvorhaben „KliGeS“ wurde zum besseren Verständnis der Entwicklungsetappen somit nachträglich zu „KliGeS I“.

 

Projektziele/ Fragestellung

Das Praxis- und Forschungsprojekt KliGeS II  – Klimagesunde Settings – erprobt nun, aufbauend auf die Ergebnisse von KliGeS I, wie klimagesunde Lebenswelten partizipativ gestaltet und aufgebaut werden können.
Gleichzeitig wird ein Netzwerk mit bestehenden Projekten, Expert:innen und weiteren Multiplikator:innen aufgebaut.

 

Methodik

Um eine gelungene Zusammenarbeit mit den Lebenswelten zu garantieren, wird das Praxis- und Forschungsprojekt in Kindertagesstätten und Pflegeeinrichtungen umgesetzt und orientiert sich an einem modifizierten 7-Phasen-Modell in Anlehnung an Geene & Rosenbrock (2012):

Der Netzwerkaufbau zur Einbettung des Praxis- und Forschungsprojekts wird durch das Starten einer Netzwerkstatt, das Organisieren einer regelmäßigen Beiratssitzung und Beteiligung an diversen Veranstaltungen wie Fachtagungen und Workshops weiter vorangetrieben.

Im Hintergrund werden wissenschaftliche Recherchen betrieben, um passende Instrumente/ Tools und Handbücher für den Prozess zu entwickeln.

 

Ergebnisse

Nach einer Akquise konnten jeweils 4 KiTa- und 4 Pflegeeinrichtungen für das Projekt gewonnen werden.

1. Phase Projektvoraussetzung
Hier wurde zunächst die Teilnahmebereitschaft der Einrichtungen geklärt und nächste Schritte und Termine besprochen. Dazu gehörte auch eine Einführung in das 7-Phasen-Modell.

 

2. Phase Projektvorbereitung
Zur inhaltlichen Einführung in die Thematik „Klimawandel und Gesundheit“ wurden Workshops geführt. Dabei sollte Verständnis für die Themen „Co-Benefits“, „partizipatives Arbeiten“ und „Organisationsentwicklung“ geschaffen werden. Dazu wurden erste Ideen gesammelt, aber auch mögliche Probleme und Lösungen besprochen.

 

3. Phase Projektinitiierung
Die zentralen Akteur:innen in den Einrichtungen die sog. „KlimaGesundheits-Scouts“ und/oder Steuerungskreise wurden von den Einrichtungen benannt, diese jeweiligen Strukturen bestanden meist aus stellv. Leitung, Küchen- und hauswirtschaftlichem Personal sowie pädagogischen/ pflegerischen Fachkräften. Ebenso wurde eine Bestandsaufnahme durchgeführt, um im weiteren Verlauf Soll-Ist-Analysen umsetzen zu können. Es wurden Stärken und Entwicklungsbereiche bzw. Veränderungspotentiale identifiziert. In Überleitung zur nächsten Phase wurde dann ein individueller Ablaufplan erstellt.

 

4. Phase Projektstart
Mit einem Auftaktworkshop ging es in die 4. Phase. Aus einer gemeinsamen Auswertung der ersten Soll-Ist-Analyse konnten Zielen& Maßnahmen abgeleitet werden. Diese wurden daraufhin geordnet und in einer Ziele-Maßnahmen-Tabelle (ZMT) festgehalten.

 

5. Phase Projektumsetzung
In der fünften Projektphase wurden die Ziele erfolgreich in Maßnahmen umgesetzt und weiterentwickelt. Durch die Ziele-Maßnahmen-Tabelle konnte dies systematisch dokumentiert werden.
Konkret umgesetzt wurden u. a. Nachhaltigkeitswochen, Müllsammel- und Spendenaktionen, ein Elterncafé mit Energieberatung, Achtsamkeitstrainings für das Personal sowie die Einführung eines klimagesunden Gartens oder Küchenumstellung auf nachhaltige und größtenteils pflanzenbasierte Gemeinschaftsverpflegung.
Dazu gehörten auch Netzwerkveranstaltungen, (Peer-to-Peer) Workshops sowie interne Fortbildungen. Im Rahmen diverser Organisationsentwicklungsprozesse wurden auch OE-Schulungen für das Leitungspersonal durchgeführt.
Die Maßnahmen wurden zunehmend eigenverantwortlich von den Beteiligten geplant und getragen, was die strukturelle Verankerung und den langfristigen Wandel in den Lebenswelten stärkt.

Im Moment findet die Verstetigung der erfolgten Organisationsentwicklung statt:

 

6. & 7. Phase Projektabschluss & -verstetigung
In den finalen Projektphasen steht die nachhaltige Verankerung klimagesunder Strukturen im Mittelpunkt. Die entwickelten Maßnahmen und Prozesse werden in das Leitbild sowie in bestehende Qualitätsmanagementsysteme der Einrichtungen integriert. Die institutionelle Etablierung der Steuerungsteams und der klimagesunden Organisationsentwicklungsprozesse werden vom KliGeS-Team unterstützt.
Die Einrichtungen werden weiterhin individuell und bedarfsorientiert begleitet, aber zunehmend übernehmen die Einrichtungen sämtliche Prozesse (Partizipation Stufe 6 gemäß der Good Practice Kriterien des Kooperationsverbunds „Gesundheitliche Chancengleichheit“ (https://www.gesundheitliche-chancengleichheit.de/good-practice/arbeitshilfen-gute-praxis-konkret/arbeitshilfe-partizipation/). So orientieren sie sich bei der Umsetzung entlang ihrer selbst definierten Zielhierarchien. Darüber hinaus werden Good Practice-Beispiele abgeleitet und dokumentiert. Leitbilder werden entwickelt und Maßnahmen in vorhandene Qualitätsmanagementhandbücher aufgenommen.


Der Projektabschluss wird schrittweise bis Januar 2026 vorbereitet. Dazu zählen bilaterale Abschlussgespräche (Bilanzmeetings) mit den einzelnen Einrichtungen sowie eine gemeinsame Abschlussveranstaltung im März 2026, bei der die Ergebnisse gebündelt und Perspektiven für die Zukunft diskutiert werden.

 

Ausblick

Geplant ist die Konzeptionierung eines Handbuchs, welches eine strukturierte Übersicht zur Implementierung von Maßnahmen der Klimagesundheitsförderung entlang des 7-Phasen Modells der Organisationsentwicklung beinhaltet.

Es soll konkrete Handlungsempfehlungen, geordnet nach relevanten Handlungsfeldern, sowie eine Zuordnung von Verantwortlichkeiten und potenziellen Kooperationspartner*innen bieten.

Ziel ist es, praxisnahe und umsetzbare Strategien zu bündeln, die sowohl kurzfristige als auch langfristige Entwicklungen berücksichtigen. Dabei sollen zentrale Herausforderungen adressiert und Lösungsansätze aufgezeigt werden, die zur nachhaltigen Verbesserung in den entsprechenden Bereichen beitragen können. Das Dokument soll als Arbeitsgrundlage für die weitere konzeptionelle und strategische Ausrichtung in Richtung Stabilisierung und Nachhaltigkeit dienen und bei Bedarf weiterentwickelt und ergänzt werden können. Zudem soll die Handreichung auf verschiedene Settings übertragbar sein und zugleich für neue Zielgruppen erweiterbar sein.

 

Außerdem zielt KliGeS ein Nachfolgeprojekt an. "KliGeS III - KliGeS Digital" soll Klimagesundheitsförderung in Kitas und Pflegeeinrichtungen mit digitalen Maßnahmen im Rahmen eines blended-learning Ansatzes zu erweitern. Digitalisierung dient hier als strategisches Instrument, um klimagesundheitsförderliche Normen und Praktiken in den Einrichtungen nachhaltig zu verankern. Dafür werden partizipativ entwickelte digitale Lernmodule und Instrumente zur Organisationsentwicklung angeboten.

 

Laufzeit:

Projektetappe  I: 01.04.23 - 31.03.25

Projektetappe II: 01.04.25 - 31.03.26

 

Durchführung:

Berliner Institut für Gesundheits- und Sozialwissenschaften (BIGSo)

 

Projektleitung: 

Prof. Dr. Raimund Geene

Dr. Frank Lehmann

 

Projektkoordination:

Nadja Höhl (M.Sc.PH - aktuell in Elternzeit)

Nekisa Bagheri (M.Sc.PH.)

 

Projektmitarbeitende:

Eric Krase (M.Sc.PH.)

Luis Stängl (M.Sc.PH.)

 

stud. Projektmitarbeitende:

Lena Siedler (cand. M.Sc.PH.)

Jakob Walther (cand. M.Sc.PH.)

 

Gefördert durch:

Verband der Privaten Krankenversicherung e.V.

 

Publikationen:

    Arndt, N., Geene, R., Hartung, E., Ihm, M., Krase, E., Lehmann, F., Rieck, T. (2025, i.E.). Klimagesundheitsförderung – ein Schlüsselbegriff zur Entwicklung von Strategien zur klimafreundlichen Prävention und Gesundheitsförderung in Lebenswelten. In: Kolhoff, L. (Hg). Aktuelle Diskurse in der Sozialwirtschaft. Wiesbaden: Springer VS. https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-43290-4

 

    Krase, E., Geene, R., Arndt, N., Hartung, E., Ihm, M. & Lehmann, F. (2024) Klimagesundheitsförderung. In: S. Hartung, P. Wihofszky (Hrsg.): Gesundheit und Nachhaltigkeit, Springer Reference Pflege– Therapie– Gesundheit, https://doi.org/10.1007/978-3-662-64954-1_46-1

 

    Geene, R., Hartung, E., Grapentin, N., Thiele, M., Höhl, N., Kamala, D. & Krase, E. (2023): Abschlussbericht zur wissenschaftlichen Forschung des Forschungs- und Praxisprojekts „Ansätze zur klimagesunden Prävention und Gesundheitsförderung in Lebenswelten“ im Sinne des § 20a SGB V und § 5 SGB XI, kurz: Ansätze für eine klimagesunde Settingprävention - KliGeS.

 

    Dokumentation EUPHA-Tagung (2023)